In einer komplexen und unsicheren Welt treffen Menschen und Tiere Entscheidungen unter den Beschränkungen von begrenztem Wissen, Ressourcen und Zeit. Doch Modelle der rationalen Entscheidungsfindung in Ökonomie, Kognitionswissenschaft, Biologie und anderen Bereichen ignorieren diese realen Einschränkungen weitgehend und gehen stattdessen von Agenten mit perfekten Informationen und unbegrenzter Zeit aus. Vor etwa vierzig Jahren stellte Herbert Simon diese Ansicht mit seinem Begriff der „begrenzten Rationalität“ in Frage. Heute ist „Bounded Rationality“ ein Modebegriff geworden, der für unterschiedliche Auffassungen von Argumentation verwendet wird.
Dieses Buch propagiert Bounded Rationality als Schlüssel zum Verständnis, wie reale Menschen Entscheidungen treffen. Mit dem Konzept eines „adaptiven Werkzeugkastens“, einem Repertoire an schnellen und sparsamen Regeln für die Entscheidungsfindung unter Unsicherheit, wird versucht, der Idee der begrenzten Rationalität mehr Ordnung und Kohärenz zu verleihen. Die Autoren betrachten begrenzte Rationalität weder als Optimierung unter Zwängen noch als Studium der Argumentationsfehler von Menschen. Die Strategien im adaptiven Werkzeugkasten verzichten auf Optimierung und größtenteils auf Berechnungen von Wahrscheinlichkeiten und Nutzen. Das Buch erweitert das Konzept der begrenzten Rationalität von kognitiven Werkzeugen auf Emotionen; es analysiert soziale Normen, Nachahmung und andere kulturelle Werkzeuge als rationale Strategien; und es zeigt, wie intelligente Heuristiken die Struktur der Umgebung ausnutzen können.