- Eine aktuelle Studie stellt die Tradition in Frage, dass gesättigte Fette ein großes Tabu für Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie sind.
- Sie besagt, dass Kohlenhydrate ein größerer Übeltäter als gesättigte Fette sind, wenn es darum geht, das Risiko für Herzerkrankungen zu erhöhen.
- Sie fügen hinzu, dass verschiedene Biomarker verwendet werden sollten, um die Herzgesundheit zu beurteilen.
Seit den 1930er Jahren wird weltweit empfohlen, dass man sich von rotem Fleisch, Käse und Butter verabschieden sollte, um das Risiko für Herzerkrankungen zu senken.
Dieser Verzicht auf gesättigte Fettsäuren war daher auch die wichtigste Ernährungsempfehlung für Menschen, die an einem erblich bedingten hohen Cholesterinspiegel leiden, um ihr Risiko für koronare Herzkrankheiten (KHK) zu senken.
Eine kürzlich im BMJ Journals veröffentlichte Analyse aktueller Beweise stellt diesen uralten Ratschlag jedoch in Frage und zeigt auf, dass nur wenige wissenschaftliche Beweise diese Theorie tatsächlich unterstützen.
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Eine kohlenhydratarme Ernährung ist der Schlüssel
In der Tat glauben die Forscher, dass eine kohlenhydratarme Ernährung effektiver ist, um Cholesterinpatienten zu helfen, ihr Herz zu schützen.
Sie sagen, dass Menschen, bei denen eine familiäre Hypercholesterinämie (FH) diagnostiziert wurde – eine vererbte Erkrankung – ein höheres Risiko für KHK haben, weil sie mit einem insulinresistenten Phänotyp und einer Anfälligkeit für eine Blutungsstörung verbunden sind.
„Der insulinresistente Phänotyp, der auch als metabolisches Syndrom bezeichnet wird, manifestiert sich als Kohlenhydrat-Intoleranz, die am effektivsten durch eine kohlenhydratarme Diät gesteuert wird“, schreiben die Autoren.
Falschheit der Diät-Herz-Hypothese
Zurzeit gab es eine Überbetonung der Diät-Herz-Hypothese, die besagt, dass Cholesterin aus der Nahrung und gesättigte Fette das Serumcholesterin erhöhen und sich negativ auf das Herz auswirken. Wenn man diese Lebensmittel aus der Ernährung streicht, so die Annahme, senkt man das Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-C), das als effektiver Marker für die Herzgesundheit gilt.
Diese Studie besagt jedoch, dass stattdessen ein anderer Biomarker verwendet werden muss, wie das Lipoprotein a, das einen direkteren Zusammenhang mit der Ernährung hat als das LDL-C und durch eine kohlenhydratarme Ernährung positiv beeinflusst wird. Es gibt Studien, die zeigen, dass Menschen mit einem hohen LDL-C-Wert nicht automatisch einen schlechten Wert für die Herzgesundheit haben.
In einer anderen Studie konnten Probanden mit einer kohlenhydratarmen Diät ihr KHK-Risiko im Vergleich zu denen mit einer fettarmen Diät deutlich senken, obwohl die Gruppe ohne Kohlenhydrate dreimal mehr gesättigte Fette zu sich nahm.
„Insgesamt liefern diese Ergebnisse starke Hinweise darauf, dass eine Untergruppe von FH-Personen ein erhöhtes KHK-Risiko hat, weil sie für Ernährungs-, Lebensstil-, Stoffwechsel- und genetische Risikofaktoren anfällig sind, die unabhängig von ihren hohen LDL-C-Werten sind.“
Die Forscher schließen mit dem Appell an die wissenschaftliche Gemeinschaft, dass es aufgrund dieser Erkenntnisse dringend notwendig ist, dies weiter zu erforschen, damit Änderungen an den offiziellen Ernährungsempfehlungen für Menschen mit FH vorgenommen werden können.
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